Am 03.02.1990 trafen sich aktive Karnevalisten des damaligen Bezirkes Cottbus zu ihrer (mittlerweile schon) IX. Bezirkswerkstatt Karneval in Jessen/Elster.

Vertreten waren 44 Präsidenten von Karnevalsclubs des Bezirkes. Es war dies keine der bisher üblichen Werkstätten, denn erschienen waren auch Wolfgang Roeb und Kaju Hänsel vom BDK sowie Jürgen von der Heydt als Präsident des soeben gegründeten VDK der DDR. Im Protokoll dieser Zusammenkunft lesen wir: "Ausgehend vom deutsch-deutschen Gipfel der Karnevalisten des BDK/VDK und des Bezirkskabinetts für Kulturarbeit Cottbus wurde der Vorschlag unterbreitet, einen regionalen Karneval-Verband der Lausitz zu gründen.

Beschluss:  O.g. Vorschlag wurde mit zwei Stimmenthaltungen bestätigt. Mit dem Beschluss ist der erste regionale Karneval-Verband in der DDR aus der Taufe gehoben. Frank Czepok - Präsident der Interessengemeinschaft Cottbuser Carneval- wurde mit 3 Stimmenthaltungen zum Präsidenten des regionalen Karneval-Verbandes gewählt."

Nach dem sich später auch der KVBB gegründet hatte, trat der KVL diesem als selbständiger Regionalverband bei, ebenso wurde er Mitglied des BDK.

In seiner Ausdehnung reicht der KVL im Osten bis Forst, im Westen bis Prettin (Sachsen-Anhalt), im Süden bis Uhyst (Sachsen) und im Norden bis ins Berliner Umland.

Es war kein Zufall, dass sich die Karnevalisten der Lausitz so rasch zu einem eigenständigen Verband zusammenfanden. In dieser Region gibt es langjährige tief verwurzelte karnevalistische Traditionen, wobei zwei Linien deutlich sind:

Entstehung

um einen ist dies die in vielen Dörfern der Niederlausitz begangene sorbische Fastnacht Zapust, die im Zeitraum Januar bis März verschiedene Aktionen kennt, so der Zug junger Männer zu den Mädchen in der Spinnstube, der Zamperzug verkleideter junger Männer mit einsammeln von Spenden bis zum Gasthaus und anschließendem Tanz. Ersterwähnungen dieses Brauches lassen sich auf 1447 datieren. Seit ca. 150 Jahren wird er in fast allen Dörfern des Gebietes begangen, nach der Wende erlebte er einen neuen Aufschwung, er wird von Dorf zu Dorf unterschiedlich gestaltet.

Zum anderen blickte die Stadt Cottbus 1999 auf eine 125jährige Tradition des Vereins-Karnevals zurück. Cottbuser Kaufleute hatten im November 1873 die ”Karnevals-Gesellschaft zu Cottbus” gegründet, die ab 1874 einen ”kleinen Rath” installierte und am 09.02.1874 eine ”Große Redoute” (Tanzball) im Saale des ”Goldenen Rings” veranstaltete. (Als Vorläufer können die seit 1874 im Haus des ”Casino-Vereins” veranstalteten jährlichen Maskenbälle gelten.)

Ab 1901 hatte es dann einen neuen Aufschwung gegeben durch Rheinländer, die sich in Cottbus ansiedelten und mit den Cottbuser Anhängern des rheinischen Karnevals jährliche Karnevalsfeiern organisierten. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete sich dann der ”Rheinländerverein e.V. Cottbus”, der ab 1924 die drei tollen Tage (mit Wahl des Karnevalsprinzen) feierte.

Karneval in der DDR

Ermutigt durch den nach der Niederschlagung des Arbeiteraufstandes am 17.06.1953 von der SED-Führung verkündeten neuen Kurs, wurde am 15.02.1954 ein riesiger Rosenmontagszug in Cottbus durchgeführt. Aber schon 1956 wurde solches Treiben wieder vom Rat des Bezirkes verboten. Es störten wohl die im Zuge präsenten (und zum rheinischen Karneval gehörenden) preußischen Uniformen und politischen Anspielungen.

Am 10.11.1985 wagte es Frank Czepok erneut, einen Faschingsumzug in Cottbus (mit 120 Leuten und 6 Pferdegespannen) durchzuführen. So war es dann folgerichtig, dass gerade er, der auch das Treffen in Jessen am 03.02.1990 organisiert hatte, zum Präsidenten des neu gebildeten KVL gewählt wurde.

Durch die tiefe Verwurzelung des närrischen Treibens in der Lausitz, gelang es dem KVL neben neuen Höhepunkten auch bewährtes aus der DDR-Zeit (1990 wurde immerhin schon zur 9. Bezirkswerkstatt eingeladen!) zu erhalten und zu pflegen. 

Der Verband

Das KVL-Präsidium besteht aus 11 Mitgliedern (hauptsächlich Präsidenten) von Karnevalsvereinen der Lausitz. Es wird alle 5 Jahre in der Hauptversammlung neu gewählt. Auf der Hauptversammlung 2017 wurde Matthias Schulze zum Präsidenten des KVL gewählt und löste damit den Gründungspräsidenten Frank Czepok ab. Seit Verbandsgründung stehen ihm Vertreter der Vereine aus Uyhst, Drebkau, Großräschen, Schwarzheide, Cottbus oder Schwarze Pumpe zur Seite.

Auf dem einmal im Jahr stattfindenden Präsidententreffen (offen für alle Mitgliedsvereine) werden vor jeder Session die gemeinsamen Aktivitäten beraten. Heute gehören dem KVL 44 Vereine mit mehr als 5.000 Karnevalisten aus vier Bundesländern an. Unterstützung erfährt das Präsidium ebenso von seinen Ehrensenatoren. Zu ihnen gehören aktive und ehemalige Politiker, Geschäftsleute, Unternehmer und Prominente. 

Besondere Unterstützung erhält der Verband zudem auch von zahlreichen fördernden Mitgliedern, denen an dieser Stelle besonders gedankt sei.

Um künftig den Karnevalsumzug noch professioneller organisieren zu können, wurde 1992 das Festkomitee Cottbuser Karnevalsumzug ins Leben gerufen. Gleichzeitig wurde der Name "Zug der fröhlichen Leute" festgeschrieben. Die Aufgaben des Festkomitees sind im Laufe der Jahre immer vielseitiger geworden und beschränken sich heute nicht mehr nur auf den Karnevalsumzug.

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Umzüge

Einer tief verwurzelten Tradition des Cottbuser Vereinskarnevals folgend, stellte der KVL sofort die Organisation von Faschingsumzügen in den Vordergrund seiner Arbeit. Am 11.11.1989 gab es in Cottbus erstmals wieder einen größeren Umzug (der bereits erwähnte Umzug von 1985 durfte nur Teile der Stadt berühren), verbunden mit einem närrischen Sturm auf das Rathaus samt Forderung nach Herausgabe des Stadtschlüssels.

Mit Rücksicht auf den Golfkrieg wurde zu den tollen Tagen 1991 auf Umzüge verzichtet, zugleich jedoch ein Umzugskomitee (KVL-Präsident und 8 Mitglieder) gebildet, dass künftig den jährlichen ”Zug der fröhlichen Leute” (so das ständige Motto) professionell organisieren sollte. Anfangs am Rosenmontag, wurde später am Sonntag vor Rosenmontag durch Cottbus gezogen. Reporter von Antenne Brandenburg waren von Anfang an mit Liveübertragungen dabei, ab 1996 auch das ORB-Fernsehen. Es ist der gut geplanten und gezielten Öffentlichkeitsarbeit des KVL-Präsidiums zu verdanken, wenn Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen dieses jährliche Großereignis intensiv propagieren. Der "Märkische Bote" z.B. bringt in jeder Karnevalssession 2 Sonderausgaben "Der närrische Bote" (zum 11.11. und zu den tollen Tagen) heraus. Selbstverständlich wirken auch die Cottbuser Vereine und Vereine aus der Region bei der Vorbereitung und Ausgestaltung des großen Zuges mit. Sie alle haben mitgeholfen, dass der Cottbuser Karnevalszug heute als einer der größten seiner Art in den neuen Bundesländern gilt.

Der Cottbuser "Zug er fröhlichen Leute" wird flankiert durch Umzüge in anderen Hochburgen der Region, z.B. Drebkau, Annahütte, Schwarzheide, Finsterwalde, Plessa oder Lübbenau. Bad Muskau veranstaltet 2019 seinen 63. Umzug!

Ähnlich ist es mit den Rathausstürmen am 11.11. Die Behörden erweisen sich als aufgeschlossen (manche wie zB. der Annahütter Bürgermeister, empfangen ihre Karnevalisten am Neujahrstag)